Brief 10 aus dem Pfarrhaus
Brief 10 aus dem Pfarrhaus 13.01.2021
Liebe Schwestern und Brüder, sehr geehrte Damen und Herren,
wir haben jetzt Mitte Januar und sind mitten in der Corona-Krise, die kein Ende zu nehmen scheint. Menschen können sich nicht treffen, sich nicht in den Arm nehmen, nicht miteinander feiern. Die Gruppen und Kreise unserer Kirchengemeinde können sich noch immer nicht treffen, unsere Freiheiten sind stark eingeschränkt und viele Menschen sind traurig, einsam, voller Sorgen und werden ungeduldig. Auch mir geht es mittlerweile so. Schon jetzt ist die Rede von einer Verlängerung des Lockdowns und die Mutationen des Virus machen Angst. Wohin soll das alles noch führen? Wie lange sollen wir das noch aushalten? Wann werden wir endlich geimpft? Diese und ähnliche Fragen treiben uns um und sorgen für eine gewisse Lethargie, die sich wie eine Glocke über uns legt.
Wir sehnen uns nach guten Nachrichten, nach einem Hoffnungsschimmer, nach dem viel zitierten Licht am Ende des langen, dunklen Tunnels. Ich kann jeden verstehen, der das Gefühl hat, ausbrechen zu wollen aus den vielen Vorschriften, Verboten und Beschränkungen. Auch in mir wird in diesen Tagen der Ruf nach mehr Freiheit immer lauter und mächtiger.
Doch dann ist da auch die Stimme der Vernunft, die sagt: Hab Geduld! Sei vorsichtig! Schütze dich und andere! Die Stimme der Vernunft ruft mitten hinein in die Sehnsucht nach Freiheit, nach ein bisschen Normalität, nach einer besseren Welt.
So bleibt uns im Augenblick auch wohl nichts anderes als weiter vernünftig zu sein, uns an die Regeln zu halten und zu hoffen, dass Besserung eintritt, in ein paar Wochen, Ostern, Pfingsten, im Sommer.
Wir alle machen eine wirklich schwere Zeit durch. Mich erinnert das alles manchmal an das alte Volk Israel, das 40 Jahre(!) in der Wüste unterwegs war, bevor es ins gelobte Land kam. Solange müssen wir nicht warten, nur ein paar Wochen, ein paar Monate noch. Es wird besser werden, ganz sicher. Es ist schwer, ja, aber wenn wir aufgeben und zulassen, dass wir von Traurigkeit, Depression und Sorge beherrscht werden, dann haben wir wirklich verloren.
Lasst uns miteinander die Hoffnung aufrechthalten, dass wir eine bessere Zukunft vor uns haben. Lasst uns füreinander da sein mit den Möglichkeiten, die uns noch geblieben sind. Lasst uns unser Vertrauen Gott schenken, der uns durch dieses dunkle Tal tragen wird. Viele von Ihnen kennen doch den Psalm 23. Er endet nicht im dunklen Tal, sondern mündet im Fest des Lebens, am reich gedeckten Tisch.
Damit wir in diesen Wochen wenigstens kleine Zeichen der Hoffnung setzen können, beginnen wir jetzt am Sonntag (17. Januar) wieder unsere Gottesdienste, vorsichtig, mit Maske und Abstand, ohne Gesang, aber immerhin: Wir sind noch da und feiern, bescheiden, zurückhaltend, aber hoffnungsvoll und mit der Sehnsucht im Herzen nach besseren Zeiten.
Ich wünsche der ganzen Gemeinde und allen, die diese Zeilen lesen, von ganzem Herzen, Geduld, Hoffnung, Vertrauen, Lichtblicke hier und da und Gottes Segen.
Möge dieses Jahr besser werden und uns im Verlauf führen an den reich gedeckten Tisch, an dem wir miteinander feiern, essen und trinken, lachen, singen und Gott fröhlich und frei danken. Der Tag wird kommen!
Euch und Ihnen allen ein gesegnetes Jahr und liebe Grüße,
Ihr
Pastor Ralf Halbrügge
Tel: 05422-79906
Email: halmeier@aol.com
Leitet den Brief gerne in den Gruppen und Kreisen unserer Gemeinde weiter. Danke!
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